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Die Liebe zu verrückten Frauen

Theaterstück für sechs Personen und siebzehn Bilder von Herbert Georg Ossberger, 1987 Wien

Ich möchte einfach so arbeiten, wie ich mich fühle. Ohne Selbstkritik, aber dafür mit mehr Spaß an der Sache. Mehr das zum Ausdruck bringen, was ist, und weniger, was ich gerne hätte, das ist. Ich möchte die Leute ärgern, aber das gelingt mir noch nicht. Ich ärgere eher mich selber. Wenn ich heute nach Hause komme, muß ich an dem Bild weiter malen, so lange, bis sich die Leute ärgern. Ich glaube, das macht mir Spaß. Da freue ich mich schon drauf, etwas Neues anzufangen. Der grundlegende Unterschied zur alten Kunstauffassung ist, daß nicht mehr die Leistung des Bessermachens im Vordergrund steht, sondern, da es sich bei Kunst um eine Form des Gefühlvermittelns handelt, muß die persönliche Einstellung in einem sehr hohen Niveau sein. Leichtigkeit und Einfachheit stehen im Mittelpunkt. Denn zu sagen, daß es sehr schön ist, wenn man sich nur übermäßig anstrengt, halte ich für eine Versklavung des Denkens und kann eigentlich nur von Masochisten für schön gehalten werden oder um andere zu unterdrücken. Die Kranken ins Krankenhaus, aber die Gesunden ins Leben. Besser ein unkritischer Spaß als ein kritischer Schas .Besser das tun, was Spannungen abbaut als umgekehrt. Leistungszwang und Streß, krankhafte Auswüchse geisteskranker Unterdrücker, die ein Mittel zur Macht in der Hand halten, und auf der Basis des normalen Bestrebens sich anzupassen, die Menschen zu unterdrücken in der Lage sind. Wenn man sich immer was Neues, was Anderes einfallen läßt , ist es kreativ. Man kann machen, was man will - auch immer dasselbe; wenn es Spaß macht, ist es auch kreativ. Es ist aber alles ein Blödsinn, was Richtlinien festlegt, die einzige Richtlinie, die ich befürworte, ist, daß man das machen soll, was wirklichen Spaß macht, was wirklich befriedigt. Und nichts ist so gut dafür geeignet wie die Kunst. Ohne jemanden zu verletzen, können alle Gefühle hinausgebrüllt werden oder hinaus gestreichelt. Und wenn es echt ist, spürt es jeder, außer er ist blind und blöd. Man kann sich Kunst nicht einfallen lassen, man kann Kunst nur leben.

Machen kann man einen großen Haufen oder eine lange Wurst. Kunst kann nur entstehen, machen kann man sie nicht. Erst wenn man seine Unabhängigkeit gefunden hat, kann man alles, was man gerne hat, LIEBEN, sonst eifert man solange herum, bis alle Liebe vergeht.

Es rinnt ein Tropfen

Blut

Tal ab und

das tut gut

im Gesicht die Träne

rinnt - und es weiß

ein jedes Kind.

Kinder kriegen rote

Streifen und selbst

Schnee wird sie nicht

verblassen

wird man

die Menschen weinen

lassen.

Ich verstehe nicht, warum ich mit meinen Bildern so unverstanden bin. Ich gehe davon aus, daß man die Gefühle, die ich bei der Arbeit habe, spürt und auch erkennen kann, wie ich einen Ablauf festhalte. Es ist vielschichtig und nie einseitig. Ich habe mich immer sehr angestrengt beim Malen, und das fühlt man. Aber das anstrengendste war, so weit zu kommen, daß die Anstrengung weggefallen ist.

Ich mußte viele Vorurteile überwinden. Es ist soviel mehr in diesen Bildern, die aus Lust - spontan - einer geplanten und bewußten Spontanität, entstehen. Sie sagen mir soviel mehr als jene, die ich in meiner Jugend gemacht habe. Wie wohl schon diese den Ansatz in Sicht getragen haben und natürlich auch sehr gut waren. Der Kraftprotz beißt den Wissensprotz in die Eier, au Weia. Der Wissensprotz beißt den Gefühlsprotz in die Eier, au Weia und ich habe Hunger und beiß mich selber in die Eier. Au Weia.

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